Was ist Taekwondo

Aus jahrhundertealten Kampftechniken entwickelte sich eine vielschichtige, sich ständig verändernde Kampfkunst und Kampfsportart koreanischen Ursprungs.

Vor ca. 2.000 Jahren war das heutige Korea in 3 Königreiche eingeteilt: Koguryo im Norden, Baekchae im Südwesten und Sylla im Südosten. Der Ursprung des Taekwondo führt auf die Koguryo-Dynastie, 37 v. Chr. zurück.

In dieser Zeit nannte man die ausgeübte Kampfkunst Taekyon, bei der überwiegend Beintechniken dominierten. 918 entstand das Königreich Koryo, dessen Name noch in der in unserer Zeit gültigen Bezeichnung "Korea" erhalten ist. Das Königreich Koryo bestand hauptsächlich aus den Königreichen Sylla und Baekchae. Dort wurde damals eine Kampfkunst mit dem Namen Subaek von der Bevölkerung als Nationalsport betrieben. Subaek beinhaltete vorwiegend Handtechniken.

Im Jahre 1910 wurde Korea durch die Japaner besetzt. Taekyon und Subaek wurden verboten, Karate wurde eingeführt. Nach der Niederlage der Japaner 1945 wurden wieder koreanische Kampfkunstschulen eröffnet, wobei jeder sich bildende Verband eine andere Stilrichtung hatte (Oh Do Kwan, Schi Do Kwan, Mu Do Kwan, usw.).

Der Begriff TAE KWON DO, wurde nach dem 2. Weltkrieg (1946) von General Choi Hong-Hi und einer kleinen Gruppe Taekyon-Meistern gefunden, die mit dem Taekwondo ein neues verbessertes System fanden. Die drei Silben geben über das Grundsätzliche Auskunft:

Tae- "treten, springen" steht für die Beintechniken,

Kwon- Faust- und andere Handtechniken,

Do- "Weg" weist auf den damit verbundenen körperlichen und geistigen Weg und Reifeprozeß hin, der mit der Ausübung von Taekwondo verbunden ist.Dazu gehören Gerechtigkeit, Höflichkeit, Ehrgefühl, der Geist der Einheit, Unermüdlichkeit, Geduld, Bescheidenheit, Selbstbeherrschung und Respekt.

Diese Dinge wirken dann sowohl im Trainingsraum, wie auch im täglichen Leben.

Es handelt sich also um den Weg, Körper und Geist durch das Training der Techniken und des Kampfes zu schulen. Grundsätzlich ist das Taekwondo-Training grob in 2 Bereiche zu gliedern:

- den traditionellen Bereich der älteren Techniken und Disziplin, in denen der Schüler zunächst unterrichtet wird,

- den modernen Wettkampfsport, der nach etwa einem Jahr Grundtraining zum sportlichen Vollkontaktkampf führt.

Zu den traditionellen Techniken zählen die sogenannten Grundschultechniken, die im Gruppentraining und in Partnerübungen trainiert werden und die Basis des Taekwondo darstellen. Darauf aufbauend folgen die Bewegungsformen, festgelegte Technikfolgen "Hyong" und "Poomse" genannt, Einschrittkampfübungen "il bo taeryon", Selbstverteidigungstechniken "Hosinsul" und der Bruchtest "Kyek pa" in dem die korrekte Technik und Stärke der Wirkung überprüft wird.

Solange der Mensch sich mit Taekwondo beschäftigt bleibt die Grundtechnik die Grundlage allen Tuns. Der Schüler beginnt damit und der alte Meister verbleibt dort. Es wird angestrebt, die Automatisierung der Grundtechnik zu erreichen. Erst dann wird aus dem Kennen das Können.

Die Grundtechniken und Bewegungsformen "Hyong" und "Poomse" haben im fortgeschrittenen Stadium meditativen Charakter.

Aber es gibt auch sportliche Wettbewerbe in diesem Bereich des Taekwondo. Durch die nähere Beschäftigung mit den Bewegungsformen wird der Taekwondo- Treibende mit der Philosophie Ostasiens bekanntgemacht.

In den Partnerübungen des traditionellen Taekwondo werden die erworbenen technischen Fertigkeiten in Abwehr- und Kontertraining umgesetzt. Da die traditionellen Techniken besonders hart sind, erfolgen die Übungen wie Einschrittkampf und Selbstverteidigung ohne bzw. mit leichtem Kontakt. Durch Abstoppen der Techniken im Einschrittkampf lernt der Schüler die Kontrolle über seine Technik und darüber hinaus die Achtung vor und Verantwortung für den Übungspartner.

Das moderne Wettkampf-Taekwondo hat sich technisch von den Grundschultechniken differenziert, um einen sportlichen Wettkampf zu ermöglichen. Die Wettkampftechniken sind schneller in der Ausführung, etwas einfacher zu erlernen und in der Wirkung nicht so hart wie die traditionellen Techniken.

Da das Wettkampf-Taekwondo im Vollkontakt ausgetragen wird, schützen strenge Wettkampfregeln und eine solide Schutzausrüstung die Kämpfer weitestgehend vor Verletzungen. Das moderne Kampftraining mit Konditions-, Taktik- und Gegnertraining (Sparring) bereitet den Wettkämpfer auf den Kontakt mit einem realen Gegner vor.

Das Durchstehen der festgelegten Kampfzeiten übt Eigenschaften wie Mut und Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit, sodaß darüber hinaus die Selbstverteidigungsfähigkeit im Ernstfall erheblich gesteigert wird. Das gemeinsame Training mit Partnern lehrt Verantwortung, Selbstbeherrschung, Ehrenhaftigkeit und vermittelt die Gefühle von Halt und Zusammengehörigkeit.

Das Zusammenwirken all dieser geistigen Einzelheiten wird als "Do" bezeichnet. "Do" vollzieht sich, ohne direkt angesteuert zu werden im Taekwondo automatisch und gibt dem Sportler eine Lebenseinstellung, die in diesem Sinne seine Handlungen beeinflußt.

Die besonders mühsame Anfängerzeit mit ständiger Wiederholung gleichartiger Übungen fördert Geduld, Ausdauer und Willenskraft. Mit dem harten und regelmäßigen Training stellt sich körperliches und psychisches Wohlbefinden ein, trotz so mancher kleiner Blessuren, die nicht zu vermeiden sind. Der Körper wird geschmeidig, elastisch und kräftig. Gleichgewichtssinn und Koordinationsfähigkeit nehmen zu.

Je nach Lebensalter und Persönlichkeit hat Taekwondo für den Einzelnen unterschiedliche Bedeutung. Für jeden aber ist es ein Weg zur Harmonisierung von Körper und Geist.